Katholische Hochschulgemeinden vor Ort

Aktuelles

RUANDA PARTNERSCHAFTSREISE 2024

27.08.2024

Die ersten Stunden in Ruanda

Von Johanna Hüttenkofer

Heute begann unsere Begegnungsreise in Ruanda. Um 5:45 Uhr haben wir uns motiviert und ausgerüstet für die Reise am Frankfurter Flughafen getroffen. Nach kurzem Umpacken der Gastgeschenke ging es dann zuerst nach Brüssel und anschließend nach Kigali. Abgesehen von kleineren Turbulenzen über dem Äquator hatten wir einen guten Flug. Glücklicherweise kam auch unser gesamtes Gepäck mit uns an. Am Flughafen wurden wir dann herzlich empfangen und mit Rosen begrüßt.

Im Bus ging es gemeinsam zu unserer ersten Unterkunft. Wärend der Fahrt hatten wir einen Blick auf Kigali bei Nacht und haben von den ruandischen Studierenden bereits viel über die Stadt erfahren. In unserer Unterkunft angekommen kosteten wir, nach einem kurzen Gebet, das erste ruandische Abendessen. Neben Kochbananen und Gemüse gab es Reis, Kartoffeln und Hähnchen. Auch eine scharfe Sauce, Bier und Salate standen (auf eigene Gefahr) bereit. Beim Essen tauschten wir uns über Essen und Trinken in Deutschland und Ruanda aus. Nach ein paar Informationen für den nächsten Tag schlüpften wir alle satt, müde und voller Vorfreude auf unseren ersten spannenden Reisetag in Ruanda unter unsere Mückennetze.

 

28.08.2024

Königspaläste in Nyanza

Von Eric Koch

Am zweiten Tag unserer Reise wurden wir mit einem wunderschönen Sonnenaufgang in Kigali begrüßt. Wir waren in Saint Paul untergebracht, einem Ort mit einem bezaubernden Innenhof und einem herrlichen Blick über die Stadt. Nach einem Morgengebet und einem Frühstück, bei dem wir die afrikanische Küche kennenlernen durften, machten wir uns auf den Weg nach Butare. Auf der Fahrt durch Kigali konnten wir das lebhafte Treiben auf den Märkten und die vielen Motorräder beobachten, die sich durch die Stadt quetschten.

Nach einigen Stunden erreichten wir die Königspaläste in Nyanza. Der Königspalast, den wir besichtigten, ist eine Rekonstruktion der alten königlichen Residenz, die in der Form eines Bienenstocks strohgedeckt errichtet wurde.

In früheren Zeiten war Nyanza das Herzstück Ruandas. Laut mündlicher Überlieferung war es Schauplatz vieler Schlachten und Machtkämpfe. Die Monarchie war lange Zeit mobil und zog mit ihrem Hof zwischen verschiedenen Orten umher. Als sie sich schließlich an einem Ort niederließ, war Nyanza die naheliegende Wahl. Die Hauptstadt des Königreichs beherbergte bis zu 2.000 Einwohner, deren Hütten nach denselben traditionellen Methoden errichtet wurden. Hinter dem Königspalast befindet sich ein Stall, in dem wir die Watussi-Rinder, auch Ankole-Rinder genannt, mit ihren imposanten Hörnern beobachten und sogar streicheln konnten.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen setzten wir unsere Reise fort und machten unseren letzten Zwischenstopp im Nationalmuseum in Huye. Dieses Museum ist ein Geschenk der belgischen Regierung anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Unabhängigkeit Ruandas. Es beherbergt eine der bedeutendsten ethnografischen und archäologischen Sammlungen Ostafrikas mit über 10.000 Artefakten. Darunter befinden sich Karten, Fotos, Kunstgegenstände und Exponate, die die Jagd, Fischerei, Korbflechterei, Töpferei, Textilien, Holzschnitzerei und Metallurgie dokumentieren. Nach der Führung machten wir noch ein Gruppenfoto, bevor wir uns wieder auf den Weg machten.

Unser Tagesziel erreichten wir schließlich im Emmaus Hostel in Butare. Nach einem Abendessen nutzten einige von uns die Gelegenheit, den Tag in einer nahegelegenen Kneipe gemütlich ausklingen zu lassen.

 

29.08.2024

Gedenken an den Genozid

Von Joshua Leifheit

Der Tag startete heute Morgen um 7:30 Uhr mit einem kleinen Morgenimpuls zum Thema Partnerschaft und Verbundenheit vor dem Frühstück. Dann zog es uns weiter zur Kathedrale von Butare, wo wir die besondere Atmosphäre nutzten, um gemeinsam zu singen. Unser Weg führte uns nach einem Mittagessen im St. Pierre Pastoral Center zum murambi genocide memorial. Dort wurde uns die Geschichte des Genozids vom April 1994 nähergebracht. Zunächst durchliefen wir ein kleines Museum mit Informationstafeln. Daran schloss sich ein Gang durch verschiedene Räume an, in welchen unter anderem einige Körper von Opfern der ersten Attacke in Murambi aufgebahrt waren. Dieser Besuch ließ uns alle doch recht nachdenklich zurück, da die politischen Auseinandersetzungen und die brutale Gewalt kaum zu begreifen sind.

Wieder ging es für uns in den Bus und zurück auf die Straße, nun mit dem Ziel Rusizi. Dabei passierten wir zum ersten Mal den Regenwald von Ruanda, der durch Regen, Nebel und vereinzelte Sonnenstrahlen ein ganz besonderes Bild bot. Nach dreistündiger Busfahrt erreichte unsere Reisegruppe dann schließlich Rusizi, das am Kivu-See und damit direkt an der Grenze zum Kongo gelegen ist. Während des Abendessens trafen wir dann zum ersten Mal den Bischof von Cyangugu sowie Frère Diogene, der stellvertretend für die Diözese Cyangugu die Koordination für die Schaffung einer neuen Einsatzstelle, einem Krankenhaus für Kinder mit Behinderungen, für einen Freiwilligendienst im Ausland über den BDKJ übernommen hat.

Damit geht für uns ein weiterer Tag in Ruanda zu Ende, an welchem wir vielen neuen, spannenden aber auch konfliktreichen Eindrücken begegneten.

 

30.08.2024

Zwischen Krankenhaus und Kaffeeplantage

Von Theresa Hampe

Tag 4 startete wieder um 07:30 Uhr mit einem Morgenimpuls in der Kapelle der Unterkunft. Nach dem Frühstück ging es dann Richtung Mibilizi Hospital. Das Krankenhaus ist eines der "District Hospitals", die in Ruanda für die ländliche Gesundheitsversorgung zuständig sind. Dafür haben wir die Hauptstraßen verlassen und uns auf eine Schotterpiste begeben. Ein wenig durchgeschüttelt wurden wir herzlichst empfangen und haben eine Tour durch das Krankenhaus bekommen. Es gibt dort viele verschiedene Bereiche, unter anderem auch Zahnmedizin. Den größten Teil nimmt allerdings die Gynäkologie und Geburtshilfe ein - mit bis zu zehn Geburten pro Tag.

Nach dem Mittagessen dort sind wir weitergefahren zu einer "Kaffee-Waschstation". Es werden zwar Kaffeepflanzen angebaut, aber auch viele Bohnen von anderen Bauern gekauft und aufbereitet. Zum Schluss durften wir auch etwas Kaffee probieren. Auf dem Heimweg haben wir einen Zwischenstopp am Kivu-See eingelegt und die wunderschöne Aussicht genossen. Nach dem Abendessen in der Unterkunft hat uns der Bischof von Cyangugu besucht, um uns kennenzulernen und ein Gespräch mit uns zu führen. Er hat unter anderem von seiner Vision berichtet, für mehr Zusammenhalt und Vielfalt einzustehen. Nun lassen wir den Abend ausklingen und freuen uns über einen weiteren ereignisreichen Tag in Ruanda.

 

31.08.2024

Vielfältige Begegnungen mit Kindern

von Anne Lieser

Der Umuganda Day, der einmal im Monat stattfindet und an dem alle Ruander dazu verpflichtet sind, den Morgen mit der Straßenreinigung zu verbringen, hat uns die Planung des Tages durcheinander geworfen. Unsere ruandischen Studenten und unser Busfahrer hätten nicht an unserem ursprünglich geplanten Programm teilnehmen können. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, uns erst den von Studierenden vorbereiteten Präsentationen zum ruandischen Schulsystem zu widmen. Anschließend ging es für uns zu der neu geschaffenen Einsatzstelle für einen weltwärts Freiwilligendienst im Centre St. Francois, eine von Franziskanerinnen geführte Einrichtung für Kinder mit Behinderungen. Zur Zeit leistet Laurenz Rieder seinen einjährigen Dienst über den BDKJ dort. Schwester Regina leitet mit ihrem ganzen Herzblut die Einrichtung. Mit ihr und den beiden Physiotherapeuten durften wir die Einsatzstelle besichtigen.

Weiter ging es durch wunderschöne Landschaften zur tiefsten Ebene Ruandas auf etwa 900 m, der Stadt Bugarama. Die katholische Schule St. Paul Muko begrüßte uns mit einer unerwarteten Willkommensfeier. Alle 320 Straßenkinder, die von dem Schulleiter Father Emanuel besondere Unterstützung erhalten, waren da, um einheimische Musik und Tänze zu präsentieren. Überwältigt von den vielen Eindrücken genossen wir ein sehr verspätetes Mittagessen mit Fisch aus dem Kivusee bevor wir den Weg zurück nach Cyangugu antraten.

 

01.09.2024

Abschied aus Cyangugu

Von Luisa Benra

Nach dem Frühstück begann der Tag mit einem Vortrag und gemeinsamer Diskussion über Menschen- und Frauenrechte in Ruanda und Deutschland. Anschließend feierten wir mit Vater Diogene Gottesdienst in der Kapelle des Centre Pastorale. Wir sangen sowohl ruandische, als auch Taizé Lieder.

Jetzt hieß es Abschied nehmen aus dem Partnerbistum Cyangugu, das uns mit großer Herzlichkeit empfangen hatte.

Zwei Stunden später kamen wir mit dem Bus im Nebelwald an. Bei der Tour durch den Nationalpark Nyungwe konnten wir diesen außergewöhnlichen Lebensraum kennenlernen. Die Hängebrücken über den Baumwipfeln waren mit ihrem schönen Ausblick ein besonderes Highlight.

Während der Busfahrt nach Butare entdeckten wir weitere Tiere wie Affen und Topis. Müde kamen wir in unserer Unterkunft in Huye an.

 

02.09.2024

Die älteste Kathedrale Ruandas

Von Felix Eilles

Der Tag startete wie üblich um 7:30 Uhr mit einem etwas improvisiertem Morgengebet (die Gesangsbücher waren im Bus geblieben) in angenehmer Frische und mit einem füllenden Frühstück.

Um 9:30 ging es dann los zur Basilika Kabgayi, der ältesten Kathedrale Ruandas. Die Diözese, gegründet von Johannes Josephus Hirth und mit einem Kirchenbau von 1921, war Zeuge und Opfer der Kolonialherrschaft, des Völkermordes und eines Papstbesuches Johannes Paul des Zweiten im Jahre 1990, der sie zu einer Basilika Minor erhob. Nach intensiver Inspektion aller Glocken, Keyboards, Taufbecken und Wimpel, wurden wir über den enormen Umfang des Gebäudekomplexes informiert. Mit der ersten Grundschule Ruandas, einer weiterführenden Schule, einer Katholischen Universität, eigenem Radiosender, Hotel und einem Altenheim ist die Diözese ein Herzstück der katholischen Kirche in Ruanda. Zusätzlich bekamen wir die Möglichkeit, das von dem Partnerschaftsbüro Rheinland-Pfalz mitfinanzierte Altenheim zu begutachten. Von lediglich zwei Schwestern geführt, ist es die Aufgabe dieser Institution mit eigener Vieh- und Landwirtschaft, Arme ohne Angehörige zu verpflegen, wobei wir von den Bewohner:innen äußerst herzlich empfangen wurden.

Als wir dann zum Mittagessen kamen, begann eine spontane terminliche Improvisation, bei der auf einen Kaffee erst der hoteleigene Swimmingpool und danach unerwartet ein Besuch des Museums der Basilika folgten. Da die vorgesehene Führung nichts von ihrem Glück wusste, konnten wir uns selbst einen Überblick anhand von verschiedener ethnologischer Sammlungen der Diözese verschaffen, die neben traditionellen Waffen, wunderschönen Holzschnitzereien sowie Mineral- und Werkzeugsammlungen, auch den Stuhl des Papstbesuches bewahrte.

Unter einem gewissen Zeitdruck begannen wir nun eine Wanderung zum zwei Kilometer entfernten Muhanga-Markt, einer der bedeutendsten Märkte im Land, und bummelten etwa eine halbe Stunde über seine Kleidungs- und Gemüsestände. Manch einer entdeckte dabei sein Händlertalent und als wir erschöpft und beladen in den Bus nach Kigali stiegen, war der improvisatorische Teil vorbei. Nach Ankunft, wohlverdienter Abendpause und Abendessen genossen einige Unermüdliche noch den Ausblick auf das nächtliche Kigali gemeinsam von der Roof-Top Bar eines nahegelegenen Hotels.

Der anstrengende Tag wurde mit einem bezaubernden Blick über Kigali belohnt und mit der Hoffnung auf etwas weniger Überraschungen ging es ins Bett.

 

03.09.2024

Besuch der „University of Rwanda“

Von Julia Koẞ

So ungewohnt es war, ohne „unsere“ ruandischen Mitstudierenden in den Tag zu starten, so erfrischend war es, mit Gitarrenbegleitung und etwas Abwechslung zu unserem Evergreen „Magnificat“ die Lebensgeister zu wecken.

Zum ersten Mal seit Beginn unserer Reise wurden wir für den heutigen Tag zunächst nicht von unseren verantwortlichen Hochschulseelsorgern begleitet, sondern lediglich durch unsere Studis zu deren Universität geführt. Luise Gruender, Guido König, Anne Lieser und Moses fuhren währenddessen ins Partnerschaftsbüro Rheinland-Pfalz/Ruanda, um über die Partnerschaft zu sprechen.

Wir Studierenden liefen den ca. 30 minütigen Fußweg von St. Paul’s hin zu einem der fünf Colleges der University of Rwanda, dem CST (College of Science and Technology). Dort kann man neben Biologie, Physik und Chemie beispielsweise auch Ingenieurwesen und Architektur studieren. Auffällig bei unserer Führung über die weitreichenden Anlagen waren die Labore für Metallbauer und Maurer, die mehr an deutsche Ausbildungsstätten als an Universitäten erinnerten. Am beeindruckendsten war für mich die Besichtigung des „Unipod“, eine Einrichtung für Forschungsprojekte aus allen Fachrichtungen, die sich dann in „Green Engineering“ oder „Artificial Intelligence“ Labs realisieren und bis hin zur Patentierung und Gründung von Startups weiterentwickeln lassen.

Nach dem Mittagessen auf dem Campus fuhren wir zu einem der wenigen VW-Werke in Afrika. Tätigkeitsschwerpunkt ist der Neuwagenverkauf und der Betrieb einer Werkstatt. Interessant war, dass die Motoren der Neuwagen aus steuerlichen Gründen erst vor Ort in die Karosserien eingesetzt werden.

Im Anschluss an diesen kurzweiligen Besuch stand bis zum Abend nur noch der „Nyandungu Urban Wetland Eco-Tourism Parc“, ein Naturreservat im Stadtgebiet von Kigali, auf dem Programm. Dort bot sich die Gelegenheit für einen ausgedehnten Spaziergang und eine Pause vom Trubel der Stadt.

Die Zeit nach dem Abendessen stand uns zur freien Verfügung, was für mich und weitere Mitglieder unserer Reisegruppe ein musikalisches Beieinander mit Gitarre und Djembé sowie ein frühes Zu-Bett-gehen bedeutete.

 

04.09.2024

Die gemeinsame Geschichte

Von Matthias Pütz

Unser Tag startete, wie wir es jeden Morgen tun, mit einem kurzen Morgengebet. Danach frühstückten wir in St. Paul. Neben den üblichen Dingen gab es Bratkartoffeln, gekochte Würstchen und Eier.

Um 08:30 Uhr machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum Haus des Bischofs, wo uns der Generalvikar Casimir sehr herzlich empfing, schließlich war er früher der Studierendenpfarrer der KHG Kigali. Leider konnten wir Kardinal Antoine Kambanda nicht treffen, weil er im Ausland beschäftigt war. So saßen wir mit dem Generalvikar und dem für die Studierenden zuständigen Pfarrer Padiri Eugène Muhire zusammen. Wir sprachen insbesondere über unsere bisherigen Reise und die Partnerschaft zwischen den beiden Studierendengruppen.

Danach begleitete uns Pfarrer Muhire durch die Fußgängerzone, den alten Markt und vorbei am Downtown zum Richard-Kandt-Haus, eines von vier Häusern, die Richard Kandt als Zentrum der deutschen Administration errichten ließ. Er gilt damit quasi als Gründer von Kigali.

Heute findet man in dem Haus eine Ausstellung, die über die Kolonisation und die Geschichte Ruandas informiert. Wir hatten die Möglichkeit, gemeinsam mit den ruandischen Studierenden mehr über einen Teil der Geschichte zu lernen, die unsere beiden Länder verbindet, und uns über die jeweiligen Blickwinkel auszutauschen.

Danach liefen wir zurück ins Stadtzentrum, um im Restaurant La Galette Mittag zu essen. Besonders für uns Deutsche bot die Speisekarte eine willkommene Abwechslung, genauso wie die an das Restaurant angegliederte Bäckerei, wo ruandische, aber auch europäische Spezialitäten gekauft werden konnten.

Nach dem Essen liefen wir zurück in die Fußgängerzone, wo die meisten von uns verschiedene Geschäfte erkundeten. Manche verbrachten den Nachmittag auch in St. Paul.

Um 17:30 Uhr feierten wir gemeinsam mit Pfarrer Eugène eine Eucharistiefeier. Besonders der Studierendenchor Laetitia gefiel uns sehr, aber auch wir haben ein Lied in der Messe gesungen.

Danach waren wir zum Abendessen bei Pfarrer Innocent Consolateur, dem leitenden Pfarrer von Kigali eingeladen. Wir aßen gemeinsam mit ihm, Padiri Eugène Muhire und weiteren Pfarrern und saßen noch lange erzählend zusammen. Erst um kurz nach elf kamen wir wieder in St. Paul an, wo die meisten von uns direkt müde ins Bett fielen.

 

05.09.2024

Zwischen Diplomatie, Kultur und ruandischer Gastfreundschaft

Von Lennart Birth

Der Donnerstag sollte einige weitere interessante und abwechslungsreiche Programmpunkte bereithalten. Zeit, um die vielen Eindrücke dieser intensiven Tage zu verarbeiten, wird wohl erst nach Rückkehr ins heimatliche Deutschland sein.

Um 7:30 Uhr starteten wir bei bestem Wetter unsere morgendliche Andacht mit einer Lesung und Gesang. Im Anschluss an das Frühstück (Marmelade ist stets eine willkommene kulinarische Abwechslung) lauschten die Studierenden aus Deutschland und Ruanda einem Vortrag über die deutsch-deutsche Teilung nach 1945, die sich bis heute in Unterschieden zwischen Ost- und Westdeutschland manifestiert. Die Ruander zeigten sich sehr gut informiert und interessiert.

Hochpolitisch ging es weiter. Um 9:00 Uhr empfing uns der Kulturattaché der Deutschen Botschaft in Ruanda im nahe gelegenen Goethe Institut. Mit Herrn Consten, einem von 12 akkreditierten Diplomaten in Kigali, sprachen wir über die Arbeit der deutschen Auslandsvertretung in Ruanda, das Für und Wider einer deutschen Afrika-Strategie, aber insbesondere auch über die kulturelle Zusammenarbeit der beiden Länder. Etwa 500 Deutsche sind nach Ruanda ausgewandert und werden von Kigali aus konsularisch betreut. Darunter sind auch 40 Freiwilligendienstleistende.

Für die ruandischen Studierenden war vor allem die sich anschließende Führung durch das Goethe Institut sehr interessant. Dort können Ruander nicht nur Sprachkurse besuchen, eine größere Bühne im Hof bietet auch die Chance, mit kulturellen Projekten, Musik und Tanz von der Bundesrepublik Deutschland gefördert zu werden und sich einem größeren Publikum zu präsentieren.

Zurück im Centre Pastorale diskutierten wir in einer weiteren Präsentation der deutschen Studierenden, wie sich Kunst- und Kulturgeschichte von Europa und Ruanda unterscheiden, bevor sich die Reiseteilnehmenden an einem Buffet stärken konnten.

13:30 Uhr ging es weiter in Richtung Niyo Art Centre. Die Non-Profit-Galerie fungiert seit 2014 als Ausstellungsort und sog. Community Art Centre. Empfangen vom Manager und Künstler Aimable Kigenza hatten wir die Möglichkeit, die vielfältigen Werke zu bestaunen. Farbenfrohe, moderne Kunst wurde dabei von den 17 ausstellenden Künstlern mit klassisch-afrikanischen Alltags-, Tier- und Landschaftsmotiven kombiniert. Bis zu 300 Kinder werden auf dem Gelände außerdem ehrenamtlich an Kunst, Musik und Tanz herangeführt.

Mit etwas Koffein als Muntermacher im Blut fuhren wir weiter zum Museum für den Genozid von 1994, das auf einem gut gesicherten Gelände liegt, welches auch Ruandas Parlament und den Senat beherbergt. Ab 15:15 Uhr folgte ein ausführlicher Rundgang durch das Museum, in dem die Beendigung des Völkermords durch die Truppen der RNF thematisiert wird. Wie so oft waren wir fast die einzigen Gäste und der Besuch war auch für unsere sieben ruandischen Begleiter eine Premiere. Vom Dach des Gebäudes aus bot sich ein toller Blick auf die Stadt bei Sonnenuntergangsstimmung.

Gegen 17 Uhr ging es durch den zähen Feierabendverkehr weiter. Wir wurden kurz vor Sonnenuntergang herzlich von der Familie von einem Teilnehmer der Begegnungsreise 2022 empfangen und verbrachten den milden Abend damit, auf der Veranda bei Essen und Getränken umgeben von lachenden und spielenden Kindern eine schöne Zeit zu verbringen. Im Verlauf der Party, zugleich der 11. Geburtstag des Sohnes von Fulgence, gab es viel Musik und Tanz – für uns alle ein einmaliges Ergebnis.

 

06.09.2024

Wilde Tiere im Akagera Nationalpark

Von Roman Kreutz

Heute ging es für uns früh los. Gegen 4 Uhr klingelten die Wecker, denn ungefähr eine Stunde später stand die Abfahrt zum Akagera Nationalpark an.

Übermüdet und zum Teil noch die Nachwehen des letzten Abends spürend, ging es, auf drei geländegängige Fahrzeuge aufgeteilt, los. Auf der knapp dreistündigen Fahrt wurde nochmal ein wenig geschlafen und gefrühstückt. Angekommen im Osten des Landes präsentierte sich Ruanda von einer ganz anderen Seite als wir es von den letzten Tagen gewohnt waren. Umgeben von leichten Hügeln erwartete uns ein Teil der afrikanischen Savanne, der vor seiner Tierwelt nur so strotzte. Während des siebenstündigen Aufenthalts gab es die wunderschöne und einzigartige Natur Afrikas zu bestaunen. Begegnungen mit Zebras, Nilpferden, Giraffen, Nashörnern und Elephanten waren eine magische Erfahrung. Als uns zum Schluss auch noch der König des Tierreichs eine Audienz gewährte, blieben keine Wünsche offen.

Eindrucksvoll hat uns dieser Trip vor Augen gehalten, dass wir nur ein kleiner Teil dieser wunderbaren Schöpfung sind und wir alles dafür tun sollten, um diese zu bewahren.

 

07.09.2024

Spannende Vorträge und die Partnerschaftsfeier

Von Tamara Sperling

Nach dem spannenden Tag im Akagerapark haben wir den Samstag etwas entspannter angehen lassen. Nach dem Frühstück startete der Tag mit informativen Vorträgen der Studierenden aus Deutschland. Erik hat die Mitreisenden über den wirtschaftlichen Unterschied zwischen Deutschland und Ruanda informiert. Danach folgte ein Beitrag zum Thema Sport in Deutschland und Ruanda von Matthias und Luisa. Nach der sportlichen Theorie wurde es dann praktisch und die beiden haben uns erklärt, wie man Frisbee spielt und wir haben die Zeit bis zum Essen mit Frisbeespielen überbrückt. Auch von der ruandischen Seite wurden informative Vorträge zum Thema Kigali und dem Bauwesen in Ruanda vorgestellt. Nach dem Essen hatten wir dann etwas Freizeit, die einige mit einer Runde Schlaf, die anderen mit einer Shoppingtour oder einem gemütlichen Beisammensein mit einer Tasse Kaffee oder Tee in der Bar verbracht haben. Abends ging es dann los zur Partnerschaftsfeier der Studierendengemeinden. Nach einem ausgelassenen Abend, mit viel Gesang der Band, des Chors und einer musikalischen Einlage unsererseits, Reden von ruandischer und deutscher Seite und dem Austausch der Geschenke, haben wir den Abend gemeinsam in der Bar mit einer entspannten Runde Uno ausklingen lassen.